Category: Nachhaltige Geldanlagen

Definition zum Begriff Nachhaltigkeit bei Geldanlagen

Es gibt wirklich gute Nachrichten: nachhaltige Kapitalanlagen sind kein Nischenthema mehr und wachsen seit einigen Jahren jedes Jahr zweistellig. Wurden im Jahr 2006 8,3 Milliarden Euro in nachhaltige Investmentfonds investiert, sind es im Jahr 2016 mittlerweile schon 89,9 Milliarden.
Der Begriff der nachhaltigen Geldanlage ist bisher noch nicht allgemeingültig definiert und doch findet diese Thema seit Anfang 2018 große Beachtung auf der Ebene der EU mit einem EU-Aktionsplan und einem Gesetzesvorhaben zu Sustainable Finance.

Und eine beruhigende Nachricht für an Nachhaltigkeit interessierte AnlegerInnen: nachhaltige Geldanlagen weisen keine systematischen Nachteile bei Risiko und Rendite auf. Zwar stehen derzeit per se weniger nachhaltige Anlagemöglichkeiten als herkömmliche zur Verfügung, jedoch zeigt sich ein Qualitätssprung bei Unternehmen, die ethisch nachhaltige Kriterien berücksichtigen. Und dies wiegt den Nachteil in vielen Fällen wieder auf.

Der Begriff nachhaltige Geldanlage wird jetzt schon weit verbreitet genutzt und oft unterschiedlich definiert, da es keine verbindliche Definition oder einen geschützten Begriff gibt. Daher erscheint eine Eingrenzung des Begriffs als sinnvoll. Eine wissenschaftliche Definition der „Nachhaltigen Geldanlage“ orientiert sich an der Darmstädter Definition[1]:

Nachhaltige Geldanlagen tragen zu einer zukunftsfähigen Entwicklung bei, indem sie konkrete Anforderungen an die ökonomische, ökologische, soziale und kulturelle Ausgestaltung der Unternehmen stellen.“

Anschaulich zeigt das „Haus“ der Nachhaltigen Entwicklung den Dreiklang der Dimensionen Ökonomie, Soziales und Ökologie auf. Da der Begriff der Nachhaltigkeit oft auf nur eine Dimension reduziert wird, soll hiermit aufgezeigt werden, dass Nachhaltigkeit noch weitere Dimensionen wie die Sozialverträglichkeit und das Wirtschaften in Übereinstimmung mit intakter Ökologie und sozialem Frieden bedeutet. Daher erscheint es notwendig, sogenannte „nachhaltige“ Investments daraufhin zu überprüfen, ob tatsächlich die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit berücksichtigt sind, da sie einen gleich hohen Stellenwert aufweisen.

Mittlerweile hat sich international eine weitere Kategorisierung der nachhaltigkeitsbezogenen Verantwortungsbereiche von Unternehmen in der Finanzwelt etabliert, die als ESG – Environment Social Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung bekannt sind. Nachhaltigkeitsresearch Institute oder Nachhaltigkeits-Ratingagenturen wie die weltweit führende Institutional Shareholder Services IISS-oekom research, München, oder die imug rating, Hannover, in Zusammenarbeit mit Vigeo Eiris, entwickeln eigene umfangreiche Ratingsysteme für Nachhaltigkeitsanalysen und untersuchen die Nachhaltigkeitsstrategie einzelner Unternehmen oder Staaten in Bezug auf die drei Kernbereiche: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Dabei fokussiert sich das Rating der Aktien und Anleihen auf die nachfolgenden Bereiche:

  • Umwelt: Schutz von Natur und Umwelt, nachhaltige Nutzung der Naturgüter.
  • Soziales: Förderung von Frieden, Schutz der Menschenwürde und „lokaler Kulturen“, Armutsbekämpfung, Bildung und kulturelle Vielfalt, gute Arbeitsbedingungen.
  • Governance: Verantwortliche Unternehmensführung – kooperative, faire und transparente Führung von Unternehmen und öffentlichen Organen,  unternehmerische Verantwortung für die Gesellschaft, Transparenz in der Unternehmensführung, faire Auftragsvergabe.

In der Anlageberatung beziehe ich mich auf die ESG-Kriterien – Environment Social Governance, die bei der Investmentanalyse und -auswahl eine wesentliche Rolle spielen.

[1] Hoffmann, Scherhorn, Busch, Darmstädter Definition Nachhaltiger Geldanlagen, 2004 abgerufen unter https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/index/docId/1934/file/WS31.pdf


Nachhaltige Anlagenberatung

Am 12. Oktober fand in Frankfurt/Main die Veranstaltung „Investmentethische Grundfragen: Nachhaltige Anlageberatung“ statt. Zwei Referate und eine Podiumsdiskussion trugen dazu bei, dieses Thema konkreter zu fassen.

In seinen Eröffnungsvortrag beschrieb Dr. Kevin Schaefers das Konzept einer nachhaltigen Anlageberatung. Demnach betreten nicht nur Investorinnen und Investoren bei ihren Investmententscheidungen den Raum der Moral, sondern auch Beraterinnen und Berater: sie sollen ihre Kunden ermächtigen, verantwortliche Entscheidungen zu treffen. Schaefers betonte dabei, dass ein Beratungsgespräch keine Bevormundung sein darf, sondern ein „vom Berater moderierter Aufklärungsprozess“ sein soll.

Norbert Wolf präsentierte in seinem Vortrag das Konzept der Steyler Ethik Bank. Dass Beraterinnen und Berater die Möglichkeit haben, ihren Kunden eine faire und nachhaltige Beratung zukommen zu lassen, hängt nicht nur von entsprechenden Ausbildungsmaßnahmen , sondern auch vom klaren Commitment der Eigentümer und der Geschäftsleitung ab.

An der von Elgin Gorissen-van Hoek moderierten Podiumsdiskussion nahmen neben den beiden Referenten auch Ulrich Röhrle (Banden-Württembergische Bank) und Ingo Scheulen (ökofinanz-21 e.V.) teil. In dieser Diskussion konnte deutlich gemacht werden, dass das Thema Nachhaltigkeit eine Chance für die Finanzwirtschaft darstellt und die Banken das Thema Nachhaltigkeit nicht verschlafen dürfen. Außerdem wurde hervorgehoben, wie wichtig es ist, dass Beraterinnen und Berater ihre Kunden aktiv auf Nachhaltigkeits-Aspekte ansprechen. Ein sich dabei stellendes Problem ist die erforderliche Kompetenz und Sprachfähigkeit der Beraterinnen und Berater. Denn fundiertes Wissen über ethische und Nachhaltigkeitsaspekte wird in der Ausbildung für gewöhnlich nicht vermittelt. Wichtig sind hierzu zusätzliche Ausbildungsmaßnahmen, wie der ecoanlageberater oder der Lehrgang Geld&Ethik, der speziell auf die Vermittlung kommunikativer Kompetenzen zum Themenfeld der ethisch-nachhaltigen Geldanlage abzielt.

Erschienen bei cric.


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