„Wir haben vor 5 Jahren zu Dritt ein Reihenmittelhaus geerbt. Jetzt wollen meine beiden Geschwister ausbezahlt werden. Wir haben bis jetzt eine Nettomiete von ca. 800,00 Euro erhalten. Das Haus ist zwar mit einer zentralen Ölversorgung versehen, hat aber keine Zentralheizung. D.h. es steht in jedem Zimmer ein Ölofen. Das Haus hat 125 qm und steht auf Kirchengrund (ca. 350 qm) Die Nachbarhäuser wurden zwischen 160 000 und 230 000 Euro verkauft. Wir haben jetzt einen eidesstattlichen Schätzer bestellt. Ich habe noch eine Eigentumswohnung in der Ortschaft, die gut vermietet ist (780,00 Euro im Monat) und mit 210 000,0 Euro verschuldet ist. Der Hypothekenvertrag läuft in 3 Jahren aus. Ich selber wohne in einer anderen Ortschaft in Miete. Ich habe momentan Bargeld in Höhe von 130 000,0 Euro zur Verfügung und in 4 Jahren noch einmal ca. 170 000,00 Euro. Ich bin 57 Jahre und erhalte im Moment ein Gehalt von ca. 2100 Euro netto. Möchte mich nicht mehr finanziell monatlich belasten. Fazit: Irgendwie könnte ich meine Geschwister, wenn der Schätzer nicht über 160000,0 geht, ausbezahlen und das Haus wieder vermieten? Die Rendite wäre jedoch zu überlegen, besser als das Geld auf der Bank mit momentan wenig Zinsen. Der jetzige Mieter hat gekündigt. Ich selber würde nicht mehr in das Haus einziehen. Soll ich eine Heizung einbauen lassen? Bekomme ich Zuschuss von der KFW Bank? Soll ich später verkaufen? Im Moment ist es schwer zu verkaufen. Auch wäre es einer Überlegung wert beide Objekte zu verkaufen und mir eine Wohnung in der Ortschaft zu kaufen in der ich jetzt lebe. Ich lebe alleine in einem Haushalt und habe einen 32 jährigen Sohn dem ich auch noch was hinterlassen möchte. Ich stehe vor der Frage – was soll ich machen?“

Zu Ihrer persönlichen Situation möchte ich generell ein paar Aspekte nennen, die zu berücksichtigen wären. Für einen besseren Durchblick wäre eine umfassende Finanzplanung sinnvoll, bei der auch die verschiedenen Szenarien genau durchgerechnet werden könnten. Das Haus ist veraltet und kostet wahrscheinlich viel Geld für notwendige Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen. Das Haus wird im Laufe der Jahre an Wert verlieren. Jedoch das Grundstück, das mit der Zeit an Wert zunehmen könnte, gehört der Kirche und nicht Ihnen. Sie werden also keine Wertsteigerung mit Ihrem Haus erzielen. Wenn Ihre Geschwister sich an der Renovierung beteiligen wollen, könnte man nach der Renovierung wahrscheinlich einen besseren Preis erzielen. Hier gibt die KfW (www.kfw-foerderbank.de) aus verschiedenen Förderprogrammen auch günstige Darlehen. Planen Sie zuerst mit einem Architekten nach einer Energieberatung die notwendigen Maßnahmen und lassen eine Kostenschätzung erstellen. Dann sollte auch genau durchgerechnet werden, ob sich die Maßnahmen in einigen Jahren rentieren. Es spricht jedoch viel dafür, das Haus zu verkaufen, auch deshalb, weil es jetzt leer steht. Ob jemals für das Haus in der Zukunft ein besserer Preis erzielt werden kann, ist schwer abzuschätzen. Man kann wohl davon ausgehen, dass das Haus immer weiter Kosten verursachen wird, die Wertsteigerung aber an Ihnen vorbeigeht. Wenn beide Objekte verkauft werden, erhalten Sie vielleicht 50 000 bis 60 000 Euro und von dem Verkaufspreis Ihrer vermieteten Wohnung müssen erst noch die Schulden von 210 000 Euro getilgt werden und eventuell eine Vorfälligkeitsentschädigung gezahlt werden, wenn Sie kurzfristig verkaufen wollen. Was bleibt dann über? Können Sie davon eine neue Wohnung zum Selbstbewohnen kaufen? Wie viel Eigenkapital müssten Sie noch für einen Kauf aufwenden? In 8 Jahren gehen Sie spätestens in Rente. Vielleicht auch früher, je nach Gesundheitszustand und woran man in der Krise auch denken muss – je nach Sicherheit Ihres Arbeitsplatzes. Darum sollte geplant werden, die Eigentumswohnung spätestens in 8 Jahren zu entschulden. Sie könnten entweder in drei Jahren bei Auslaufen der Zinsfestschreibung ca. 100 000 Euro Schulden tilgen und ein Jahr später den Rest oder damit noch die weiteren Jahre bis zum Ruhestand warten. Wenn die Wohnung weiter gut vermietet wird, erhalten Sie daraus eine Zusatzrente. Also: keine Darlehen und kein Risiko mehr im Ruhestand! Angesichts der steigenden Mieten und Nebenkosten ist es empfehlenswert, im Eigentum zu wohnen. Käme die vermietete Wohnung vielleicht auch für Sie in Frage? Sie müssen dann auch die Schulden tilgen, hätten aber noch einiges von Ihrem Vermögen über, das Sie im Ruhestand möglicherweise gut brauchen könnten. Kennen Sie die Höhe Ihrer Rente und können Sie davon später eine (steigende) Miete und die (steigenden) Lebenshaltungskosten zahlen? Vielleicht ist es sinnvoller, nicht große Teile des Vermögens in „Beton“ anzulegen, um flexibel zu bleiben und damit die Rente zu ergänzen?